Gitarrendecke mit Text

Hans Hin­rich (En­rique) Brü­ning (Ge­burts­haus)

Das Ge­burts­haus des In­ge­nieurs und Eth­no­lo­gen Hans Hin­rich (En­rique) Brü­ning auf dem Brü­ning­hof in Hof­feld war ein Kul­tur­denk­mal von be­son­de­rer Be­deu­tung.

Schaubild
Schau­bild mit wich­ti­gen Gebäu­den und Er­eig­nis­sen in Bor­des­holm von 1737 bis 1935 (In: Das Ge­burts­haus von Hans Hin­rich Brü­ning, S. 98f.)

Der Ur­sprung des Hau­ses

Das Ge­burts­haus des Ethno­lo­gen Hans Hin­rich (Enrique) Brü­ning hat­te sei­nen Ur­sprung im 1737 neu ent­stan­de­nen Erb­pacht­distrikt Hof­feld. Es stand bis 2012 in der heu­ti­gen Ge­mein­de Hof­feld des Am­tes Bor­des­holm in der Stra­ße Brü­ning­hof 3, bis es nach einer Zeit des Ver­falls ab­ge­tra­gen und teil­wei­se nach Lang­we­del trans­por­tiert wur­de. Dort, so die gu­te Ab­sicht, soll­te es mit pri­va­ten Ini­ti­a­tiv­en wie­der­auf­ge­baut wer­den.

Hausskizze der Kate als Bauernhaus
Haus­skiz­ze der Ka­te, wie sie 1751 aus­ge­se­hen ha­ben könn­te

Das Haus war Teil eines Bau­ern­hofs, der spä­ter Brün­ing­hof ge­nannt wur­de. Car­sten Brü­ning hat­te ihn als Erb­päch­ter und Haus­va­ter mit sei­ner ers­ten Frau Gret­je Sinn im neuen Erb­pacht­dis­trikt Hof­feld als Fa­mi­li­en­be­trieb ge­grün­det. Der Ent­ste­hungs­zei­punkt des Ho­fes mar­kier­te den fort­schritt­li­chen Wen­de­punkt von un­ter­ge­hö­ri­gen Bau­ern der Feste­hu­fen auf den ehe­ma­li­gen Län­de­rei­en des Klos­ters Bor­des­holm, hin zu bäu­er­li­chen Erb­pacht­stel­len, also selbst­stän­di­gen Bau­ern mit ei­ge­nen Län­de­rei­en. Es war der erste Schritt Rich­tung mo­der­ner land­wirt­schaft­li­cher Fa­mi­lien­be­trie­be. Aus die­ser Zeit stam­men auch die An­fän­ge des Ge­burts­hau­ses, das 1846, teils aus Ge­bäu­de­res­ten der Ur­sprungs­ka­te, als Al­ten­teil­haus für die Groß­el­tern Hans Brü­ning († 16. 11. 1857) und Ca­thri­na Brüning, geb. Speck (* 19. 11. 1790; † 18. 11. 1869) neu er­rich­tet wurde. Das Haus wurde mehr­mals um­ge­baut und dien­te als Bau­ern­haus, Al­ten­teil­ka­te und zu­letzt als Miet­haus. Mit gro­ßer Wahr­schein­lich­keit war es das Ge­burts­haus des Ethno­lo­gen Hans Hinrich Brüning.

Die Alt­en­teil­kate als Ge­burts­haus

Hausskizze der Altenteilkate
Haus­skizze der Alten­teil­ka­te der Groß­el­tern von Hans Hin­rich Brü­ning (1846)

Die El­tern Mag­da­le­na Brock­stedt aus Lang­wedel (* 16. 9. 1825; † 11. 9. 1905) und Jo­chim Brü­ning (* 6. 11. 1810; † 29. 11. 1904) hat­ten sich nach ihrer Hoch­zeit im Jahr 1847 in ei­nem grö­ße­ren Ge­bäu­de aus dem Jahr 1829 ein­ge­rich­tet. Ge­mäß ei­ner Volks­zäh­lung leb­ten sie dort auch im Jahr 1860 mit fünf Kin­dern, darunter Hans Hinrich als ihr äl­tes­ter Sohn, und vier Dienst­boten. Auß­er­dem ga­ben sie dem „ar­men“ Fried­rich Hingst eine Un­ter­kunft. Als am 20. Au­gust 1848 auf der da­ma­li­gen Erb­pacht­stel­le Hans Hin­rich Brü­ning ge­bo­ren wur­de, kam er mit ho­her Wahr­schein­lich­keit nicht im gro­ßen Bauern­haus, son­dern in der neu er­rich­te­ten Alten­teil­ka­te sei­ner Groß­el­tern zur Welt. In der Ka­te gab es Platz für etwa 3 Kühe, even­tu­ell gab es 2 Pfer­de. Im Eltern­haus stan­den hin­ge­gen 13 Kühe und 6 Pfer­de. Ein­ige gu­te Grün­de, wie feh­len­de Heb­am­men, die Ob­hut der Mut­ter, die Ru­he vor der Ar­beit in den Stäl­len und die neue und mo­der­ne Ein­rich­tung spra­chen also da­für, dass Mag­da­le­na Brü­ning für die Ge­burt ihres Kin­des in die Ka­te zu ihren Eltern ge­zo­gen war und ihr Kind­bett dort ver­brach­te. Im Jahr 1860, als Hans Hinrich Brüning 14 Jahre alt war, leb­ten dort noch sei­ne damals schon ver­wit­wete Groß­mutter Ca­thri­na zu­sam­men mit ihrer Toch­ter Do­ro­thea und einer An­ge­stell­ten.

Ge­län­de­plan des Brü­ning­hofs

Kate auf dem Brüninghof im Jahr 2007
Ge­län­de­plan des Brü­ning­hofs um 1848 (In: Das Ge­burts­haus von Hans Hin­rich Brü­ning, S. 126.)

① Im Jahr 1737 bau­te Car­sten Brü­ning (1708 bis 1774) aus Rest­ge­bäu­den ei­ne klei­ne Bau­ern­ka­te, die das er­ste Bau­ern­haus der Fa­mi­lie Brü­ning im Erb­pacht­di­strikt Hof­feld war. Ei­ni­ge Jah­re spä­ter, im Jahr 1751, bau­te er an die­ser Stel­le ei­ne grö­ße­re Ka­te, die das zwei­te Bau­ern­haus der Fa­mi­lie Brü­ning wu­rde. 1846, also etwa 110 Jahre nach der Grün­dung des Ho­fes, bau­ten Hans und Ca­thri­na Brü­ning, die Groß­el­tern von Hans Hin­rich Brü­ning, das Haus zu ih­rer Alt­en­teil­ka­te mit An­bau­ten um. Da­ne­ben gab es ei­ne Schwei­ne­kop­pel, eine Kuh­kop­pel, ei­nen Gar­ten, ei­nen Teich und ei­nen Weg zum be­nach­bar­ten Zie­gel­hof.

② Mög­lic­her Stand­ort des er­sten gro­ßen Bau­ern­hau­ses aus dem Jahr 1774, der der dritte Wohn­sitz der Fa­mi­lie war, ge­baut von Hin­rich Brü­ning (1743 bis 1814).

③ Wahr­schein­li­cher Stand­ort des zwei­ten gro­ßen Bau­ern­hau­ses aus dem Jahr 1829 von Hans und Jo­chim, dem Groß­vater und Va­ter von Hans Hin­rich Brü­ning.

④ Die Quel­le des Wald­bachs, ein Brun­nen und ein al­ter Weg, der zum Klo­ster Bor­des­holm führ­te.

Kul­tur­denk­mal von be­son­de­rer Be­deu­tung

Kate auf dem Brüninghof im Jahr 2007
Ka­te auf dem Brü­ning­hof (2007)

Das ver­schwun­de­ne reet­ge­deck­te Fach­werk­haus war noch am 19. Fe­bruar 2013 als Kul­tur­denk­mal von be­son­de­rer Be­deu­tung im Denk­mal­buch ge­lis­tet. Die Lis­te um­fasst „Kul­tur­denk­male aus ge­schicht­li­cher Zeit, de­ren Er­for­schung und Er­hal­tung we­gen ih­res ge­schicht­li­chen, wis­sen­schaft­li­chen, künst­le­ri­schen, städte­bau­li­chen, tech­ni­schen oder die Kul­tur­land­schaft prä­gen­den Wer­tes im öf­fent­li­chen In­te­res­se liegt.“ Der an­ge­bau­te Fach­werk-Schup­pen (Stall) war als ein­fa­ches Kul­tur­denk­mal ge­lis­tet.

Die Bedeu­tung der Ka­te für Hans Hin­rich Brü­ning

Hans Hinrich Brüning leb­te die ers­ten 17 Jah­re sei­nes Le­bens bis zu sei­nem Stu­di­um durch­ge­hend auf dem Brü­nin­ghof. Die Ka­te sei­ner Groß­el­tern hat­te ihn also seine gan­ze Kind­heit und Ju­gend be­glei­tet. Die nächsten 10 Jah­re lang war er als Stu­dent, Sol­dat und An­ge­stell­ter der HAPAG re­gel­mä­ßig zu Be­such in Hof­feld. 1875 ver­ab­schie­de­te er sich und fuhr über Ham­burg nach Peru in das nörd­li­che Küs­ten­ge­biet Pe­rus, wo er na­he­zu 50 Jah­re lang leb­te, ar­bei­te­te und forsch­te. Nach über zwanz­ig Jahr­en Ab­we­sen­heit aus Hof­feld be­suchte er im Jahr 1897/98 seine El­tern zu ih­rer Gol­de­nen Hoch­zeit. Die Ka­te war noch be­wohnt. Es war das Haus, das ihn bei seiner An­kunft zu­erst be­grüß­te, denn die Ka­te lag so am Weg, dass sie ei­nem Be­sucher als erstes in den Blick fiel. Erst da­nach traf er auf ein neu­es, ihm un­bekann­tes Bau­ern­haus oh­ne Fach­werk, das sein Bru­der Hin­rich (*02.06 1852, †26.08.1928) im Jahr 1881 ge­baut hat­te. Das al­te Bau­ern­haus seiner El­tern aus dem Jahr 1829 dien­te nur noch als Scheu­ne und Stall. Wahr­schein­lich half Hans Hinrich Brüning während seines Auf­ent­halts, die Ka­te als Al­ten­teil­haus für sei­ne El­tern Jochim und Magda her­zu­rich­ten, ein­schließ­lich dem Ein­bau eines Schorn­steins, eines Kachel­o­fens und ei­nes Holz­herds zum Ko­chen.

Der Be­sitz des Brü­ning­hofs ging im Jahr 1920 an Jo­chim Speck (*07.08.1869, †09.08.1936) vom an­lie­gen­den Zie­gel­hof und im Jahr 1935 an Ernst Steen (*24.07.1889, †16 10.1957). 1925, im Jahr der Rück­kehr von Hans Hinrich Brüning, oder „Don Enrique“ wie er mitt­ler­wei­le ge­nannt wur­de, wur­de ein mo­der­nes Wohn­haus als Al­ten­teil­haus ge­baut. Die alte Ka­te wur­de da­nach als Miet­haus um­ge­baut und dien­te nicht mehr als Al­ten­teil. Hans Hinrich ging nach ei­nem Auf­ent­halt in Ham­burg nicht zu­rück nach Hof­feld, son­dern nach Bor­des­holm, wo er am 23. 6. 1926 in der Hols­ten­stra­ße in ein mo­der­nes Fa­mi­lien­haus zog, nur we­nige Ki­lo­me­ter vom ehe­ma­li­gen Hof seiner El­tern und der Ka­te ent­fernt. Dort wid­me­te er sich bis zu sei­nem Le­bens­en­de sei­nen For­schun­gen.

Hausskizze der Kate als Miethaus
Haus­skiz­ze der Ka­te als Miet­haus

Kind­heits­er­fah­run­gen in der Al­ten­teil­kate auf dem el­ter­li­chen Bau­ern­hof könn­ten Hans Hin­rich Brü­ning zu sei­nen For­schun­gen in Peru in­spi­riert ha­ben. Er ent­deck­te, dass die klein­bäu­er­li­chen Fa­mi­lien am Pa­zi­fik mit ähn­li­chen häus­li­chen Pro­ble­men um­zu­ge­hen hat­ten, wie die al­ten Kät­ner und Huf­ner an der Ost­see. Viel­leicht ver­glich er die Muchik-Spra­che der In­di­a­ner mit seinem Platt­deutsch. Sein In­te­res­se an ih­rer volks­tüm­li­chen Musik ent­sprang wo­mög­lich sei­nem ei­ge­nen Mu­sik­in­te­res­se und dem Gei­gen­un­ter­richt beim Bor­des­hol­mer Kan­tor. Die Auf­be­wah­rung ver­derb­li­cher Le­bens­mit­tel in ei­nem Erd­spei­cher in der Ka­te sen­si­bi­li­sier­te ihn wo­mög­lich für die Hand­ha­bung der vor Grab­räu­bern ge­ret­te­ten Ar­te­fakte, die Zie­gel­her­stel­lung auf dem Nach­bar­hof schul­te wahr­schein­lich sei­nen Blick, der ihn er­ken­nen ließ, dass die Ber­ge in Tú­cu­me in Wirk­lich­keit Py­ra­mi­den aus Zie­geln wa­ren. Auch das Reet als ty­pi­sches Dach­deckungs­ma­te­ri­al Bor­des­hol­mer Häu­ser könn­te ihn für die viel­sei­ti­ge Ver­wen­dung von To­to­ra-Schilf zur Her­stel­lung von Hü­ten, Mat­ten, Boo­ten und Dä­chern sen­si­bi­li­siert ha­ben.

Die Be­deu­tung von Hans Hin­rich Brü­ning als Eth­no­lo­ge

Kate auf dem Brüninghof, eigene Zeichnung
Die Ka­te auf dem Brü­ning­hof, ei­ge­ne Zeich­nung aus dem Kunst­un­ter­richt

Hans Hin­rich Brü­ning leb­te über fünf­zig Jah­re als In­ge­nieur und Guts­ver­wal­ter in Peru und be­tä­tig­te sich sehr er­folg­reich als Eth­no­lo­ge. Er mach­te be­deu­ten­de wis­sen­schaft­li­che For­schun­gen und Ent­de­ckun­gen in der Re­gion Lam­ba­yeque. Aus sei­nen Samm­lun­gen von mehr als 6000 Ar­te­fak­ten ging das pe­ru­a­ni­sche Na­tio­nal­mu­se­um Mu­seo Arqueo­ló­gi­co Na­cio­nal Brü­ning hervor. Das Mu­seum am Ro­then­baum – Kul­tu­ren und Küns­te der Welt (MARKK) be­her­bergt vie­le Samm­lungs­stücke und über 2000 sei­ner Fo­to­gra­fien. Noch er­hal­tene Ton­auf­nah­men von ihm be­fin­den sich im Pho­no­gramm-Ar­chiv des Eth­no­lo­gi­schen Mu­se­ums in Ber­lin. Au­ßer­dem hin­ter­ließ er Wör­ter­lis­ten von be­droh­ten oder aus­ge­stor­be­nen Spra­chen, Wet­ter­auf­zeich­nun­gen, Ta­ge­buch­no­ti­zen, Kor­res­pon­denz mit an­de­ren Wis­sen­schaft­lern und Auf­sät­ze in Fach­zeit­schrif­ten.

Texte zum Down­load­en:

„Vor­läu­fi­ge Auf­lis­tung der Kul­tur­denk­ma­le für den Kreis Rends­burg-Eckern­för­de ohne die Städte Rends­burg und Eckern­för­de vom 19. Fe­bruar 2013 (Ausschnitt)" (PDF)

Das Brü­ning-Quiz (Ka­te­go­rie: Le­bens­da­ten)

Tes­te Dein Wis­sen über den Hof­felder Pe­ru­for­scher Hans Hin­rich Brü­ning und be­ant­wor­te die­se zehn bi­o­gra­phi­schen Fra­gen. Die rich­ti­gen Ant­wor­ten wer­den am En­de des Quiz an­ge­zeigt.

Hier gibt es noch ein Quiz über Brü­nings Er­run­gen­schaf­ten und hier in der Ka­te­go­rie „Mu­sik“. Wenn Dir die Quiz ge­fal­len ha­ben und Du mehr über den Pe­ru­for­scher Hans Hin­rich Brü­ning er­fah­ren willst, dann kau­fe Dir doch mein Buch „Das Ge­burts­haus von Hans Hin­rich Brü­ning“. Bei www.buchhandel.de fin­dest Du Buch­hand­lun­gen in Dei­ner Nä­he. Du kannst es aber auch im In­ter­net oder di­rekt beim Verlag oder bei mir be­stel­len.


Brüninghof 3, Kate
Die Kate auf dem Brüninghof beim „Umzug ins Urstromtal“